Wieso Rieck’s?

Kann der Professor nicht schreiben?

Kein Apostroph steht in der Regel vor dem Genitiv-s von Namen, auch nicht, wenn sie abgekürzt werden. … Gelegentlich wird in solchen Fällen ein Apostroph gesetzt, um die Grundform eines Namens zu verdeutlichen (§ 97 E).

Andrea’s Blumenecke
Zitiert aus: Duden Band 1 – Die deutsche Rechtschreibung. 21., völlig neu bearbeitete Auflage, 1996, R17 (auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln).

Ich heiße nicht Riecks, sondern Rieck.

Das ist ja Philosophie!

Vor längerer Zeit standen zwei gut gekleidete Herren vor meiner Tür und wollten mit mir über Gott sprechen. „Kommen Sie rein,“ sagte ich, „lassen Sie uns ein bisschen diskutieren!“ Sie warfen einen Blick in mein Arbeitszimmer, in dem einige Tausend Bücher, Journals (sprich: Dschörnls) und Fotokopien aufgereiht sind, und erstarrten als sei dort die gesamte Ernte des Baums der Erkenntnis eingelagert. „Sie betreiben ja Philosophie!“ sagte der eine. „Wir wollen nicht mit Ihnen diskutieren!“ sagte der andere. „Sie werden in der Hölle schmoren!“ war ihre gemeinsame Erkenntnis, dann waren die beiden so unvermittelt weg wie sie gekommen waren.

Das ist ja Philosophie! Wie oft habe ich diesen Satz seitdem gehört, besonders in der Variante „Das ist ja gar keine Spieltheorie, das ist ja Philosophie!“ Je nach religiöser und politischer Richtung gibt es auch die Varianten „Das ist ja Sozialismus!“ und „Das ist ja Neoliberalismus!“

Das ist ja gar keine Spieltheorie, das ist ja Philosophie! Das ist ja gar kein Student, das ist ja ein Raucher! In diesen Sätzen steckt entweder ein Denkfehler oder eine unausgesprochene, unsinnige Definition. Beim Studenten merkt man sofort, dass er auch gleichzeitig ein Raucher sein kann. Natürlich könnte man „normativ“ definieren, dass ein Raucher per Definition nie ein Student sein kann, aber über die Sinnhaftigkeit dieser Definition dürfte ich mir mit den meisten meiner Leser einig sein. Also wieso, bitte schön, sollte Spieltheorie nicht auch gleichzeitig Philosophie sein können? (Man beachte: sein können, nicht sein müssen.)

Und einmal angenommen, wir wenden die Spieltheorie auf philosophische Fragen an, wieso sollten dann nicht auch gelegentlich Argumente auftauchen, die schon von Sozialisten oder Neoliberalen benutzt wurden? Wird ein Argument dadurch falsch, dass es schon einmal von irgendwem benutzt wurde, den man nicht mag? Oder dessen Schlussfolgerung aus diesem Argument man für falsch hält?

Wieso sind die beiden gut gekleideten Herren eigentlich so unvermittelt wieder entschwunden? Weil sie nicht diskutieren wollten, sondern missionieren. Die Kategorien der Logik und der Erfahrung haben für sie keine Bedeutung, sondern ausschließlich der „Glaube“; bei mir als Wissenschaftler ist es andersherum. Glaube heißt, nicht hinterfragen zu dürfen, denn Zweifel ist Häresie. Wissenschaft heißt, hinterfragen und zweifeln zu müssen.

Und jetzt die Transferfragen: Wieso regen sich einige so auf, wenn sie ein „sozialistisches“ oder „neoliberales“ Argument lesen? Wer wird in welcher Hölle schmoren (oder tut es schon jetzt)?

 

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Die Kirche hat unter häretischen Absonderungen von Anfang an gelitten („Auch aus eurer Mitte werden sich Männer erheben u. mit verkehrten Reden die Jünger auf ihre Seite zu ziehen suchen“, Apg 20,30; vgl. Kol 2,18). Der eigentl. Häretiker weist den offenbarenden Gott u. die von ihm zur Lehrerin bestellte Kirche zurück. Er verfällt der Kirchenstrafe der Exkommunikation (CICc. 2314), durch die ja nur die Trennung festgestellt wird, in die er sich selbst begeben hat (vgl. Pius XII., Enz. „Mystici corporis“, D 3803). Auf die Heilsgefahr für die formalen Häretiker verweist das Konz. v. Florenz (D 1351). [Vgl. Lexikon der christlichen Moral

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