Version vom 22.03.2007
Erstversion vom 22.03.07

Mit dem Flanell-Anzug im Pool:

Wieso trägt man Anzug mit Krawatte?

Tragen Sie gern dreiteilige, graue Flanell-Anzüge mit Schlips? Ich nicht. Ich kenne sogar noch nicht einmal jemanden, der behauptet, sie gern zu tragen. Ich kenne aber sehr viele, die es tun, und viele, die es von anderen verlangen. Wieso eigentlich?

Versetzen Sie sich bitte einmal in die Situation eines mittleren Managers, der gerade einen neuen Mitarbeiter einstellen will: Er will jemanden, der ihm viel Arbeit abnimmt und wenig Ärger macht.Ein kreativer Mitarbeiter denkt selber, kritisiert, hat neue Ideen, probiert viel und ist nachlässig in Details, weil er seine Zeit für die wichtigen Dinge verwendet, nicht für den Bürokratiekram. Und damit ist er eine Katastrophe für seinen Chef des mittleren Managements, denn er eckt oft an, nervt mit neuen Ideen und verschludert das eine oder andere Formular gleich in dreifacher Ausfertigung. Deshalb haben diese Leute kaum eine Chance, jemals eingestellt zu werden. Denn als potenzieller Chef nimmt dann doch lieber den harmlosen, unkreativen Mitarbeiter.

Ein harmloser, unkreativer Mitarbeiter ist grau. Man erkennt ihn am grauen Anzug, am grauen Hemd und an der Krawatte. Zum Glück haben diese Merkmale eine wesentliche Eigenschaft: Sie sind nicht imitationssicher. Ein bunter Mitarbeiter kann sich daher ganz leicht als grauer Mitarbeiter tarnen: durch grauen Anzug, graues Hemd und Krawatte. Und genau das tun sie dann auch. Schon sehen wir, wieso alle Geschäftsleute so grau herumlaufen.

In der Spieltheorie nennt man das ein „Pooling-Gleichgewicht in einem Signalisierspiel„. Ein Signalisierspiel ist ein Spiel, in dem ein Spieler mehr über sich weiß als seine Gegenspielerin und ein Signal senden kann, aus dem sie potenziell etwas über sein geheimes Wissen erfährt. In manchen derartigen Spielen enthält dieses Signal tatsächlich eine Information über das geheime Wissen des ersten Spielers, in anderen Spielen verstecken sich die wissenden Spieler in einem „Pool“ und tarnen sich dabei so geschickt, dass das Signal keine Information mehr enthält. Genau das tun die Anzugsträger: Sie verstecken sich hinter der Unkreativität, denn auch wenn man wirklich kreativ sein sollte, kann man einen Unkreativen ziemlich leicht nachahmen, indem man das graue Signal sendet.

Die Message des grauen Anzugs mit Krawatte ist also folgende: „Ich bin wirklich klein und grau. Ich werde brav die Arbeit machen und nicht aufmucken. Selbst falls ich nicht grau sein sollte, dann bin ich immerhin breit, mein Selbstwertgefühl soweit zurückzunehmen, dass ich so grau tun kann, wie Sie mich gerade erleben. So einen braven Menschen wollen Sie doch bestimmt einstellen!“

Schon wissen wir, wieso alle Geschäftsleute grau sind und Krawatte tragen. (Und im Nebenbei wissen wir auch, wieso die ganz Erfolgreichen und die ganz Erfolglosen das nicht tun, aber das nur am Rande.) Allerdings wissen noch nicht, wieso zwar alle grau herumlaufen, aber immer behaupten, es gar nicht zu wollen.

Aber auch das ist ganz einfach: Niemand gibt gern zu, wirklich unkreativ und grau zu sein. Deshalb möchte man im privaten Bereich viel lieber bunt und kreativ erscheinen, auch dann, wenn man es gar nicht ist. Das ist zum Glück kein Problem mehr, denn jetzt kann man folgende Begründung anbringen:

„Natürlich mag ich keine Krawatte. Aber meine Geschäftspartner, die ja alle so schrecklich grau und unkreativ sind, erwarten von mir, dass ich sie trage. Um kein Risiko einzugehen, mache ich das dann auch. Und um gar kein Risiko einzugehen, ordne ich in meiner Abteilung an, dass es dort auch alle so tun müssen.“

Gerettet! Weil sich ja alle als grau tarnen müssen, kann jeder nach Belieben behaupten, in Wahrheit grau oder bunt zu sein, wie es denn gerade passt. Das Allerbeste ist, dass sich jetzt wirklich jeder insgeheim bunt fühlen kann und trotzdem grau auftreten darf, denn selbst die, die wirklich bunt und kreativ sind, machen es so. Dem Pooling-Gleichgewicht sei Dank!

Was mich jetzt noch interessieren würde, ist wieder mal eine empirische Frage: Wie groß ist eigentlich der wahre Anteil der Grauen und der Bunten? Vielleicht gibt es ja eine erdrückende Mehrheit an Bunten, und keiner merkt es?

 

Kleines Update am 14.11.15: Laut einer Befragung finden Frauen Männer mit Anzug und Krawatte attraktiver als mit Shorts und T-Shirt. Allerdings klärt die Studie nicht, ob das an den Shorts, den T-Shirts oder dem Signal liegt, das die Shorts-Träger senden.

9 Gedanken zu „anzug

  1. Zur Studie: Anzug und Krawatte vs. Shorts und T-Shirt

    Ich seh das auch so: die Studie müssen wir vorsichtig genießen. Ich lese dort, dass nur ca. 20% der Frauen beim ersten Date Anzug und Krawatte sehen möchten und nur ca. 5% einen Mann in Shorts. Das heißt, ein Großteil der Frauen möchte den Mann weder im Anzug, noch in Shorts sehen. Die Überschrift der Studie ist daher etwas irreführend.

    Außerdem, die Ergebnisse haben nicht notwendig eine hohe Aussagekraft. Eine Probandin hat vielleicht George Clooney im Hinterkopf, eine andere ihren Arbeitskollegen. George Cooney trägt Maßanzüge, ist von Mutter Natur gesegnet, hat eine positive Lebenseinstellung. Der Arbeitskollege trägt einen Anzug von H&M (Querfalten, schlechte Innenverarbeitung, dünner Stoff), ist nicht so hübsch und ein Langweiler. Es kann auch sein, dass eine Frau einen Mann im Anzug nur deshalb nicht attraktiv findet, weil sie glaubt, dass er in einer höheren Liga spielt, und so für sie nicht erreichbar ist. Wir müssten zusätzlich wissen, welche Brille die Probandinnen bei der Befragung auf hatten.

    So eine Studie sagt auch nicht unbedingt aus, was wirklich Anziehung (Attraktivität) schafft. Dazu müsste sie schon sehr kreativ ausgelegt worden sein (siehe Kommentar unten). Und selbst dann könnten wir die Ergebnisse nicht so einfach nützen. Weil Kleidungsstil mit der innere Haltung der Person, und somit mit seiner Körpersprache und Mimik, übereinstimmen muss(s.K.u.).

  2. 🙂 Kleidungsstil, Screening und Evolution: Einige Gedanken

    Kleidung dient in erster Linie als Schutz … vor Kälte, Sonne, äußeren Einflüssen. Sie ist außerdem ein Mittel der Kommunikation.
    Jeder Mensch hat einen persönlichen Stil mit dem er kommuniziert. Zu unserem Stil gehören unsere Sprache, Mimik, Körpersprache, Kleidung. Diese Stilmittel sind Ausdruck unserer Gedanken, und dadurch unseres Handelns. Mit ihnen offenbaren wir den lieben Mitmenschen unsere Werte, zeigen ihnen ob wir bereit sind zu kooperieren oder nicht, zeigen ihnen, ob wir gefährlich sind.

    Neben den persönlichen Stil, gibt es auch den „optimalen“oder ideellen Stil, oder einfach… Stil. Stil ist die Manifestation „universeller Grundwerte“, behaupte ich jetzt mal. Ich nehme an, das es eine optimale Verhaltensweise gibt, die den Menschen die beste Überlebenschance zusichert.

    Unser ästhetisches Empfinden (auditiv, visuell, haptisch) beruht auf diese universelle Grundwerte. Wir finden das schön, was gut für uns ist, was in irgendeinen Sinne Ausdruck des Lebens, der Entwicklung, der Evolution ist.

    Die 3 universelle Grundwerte
    Demut: Respekt (respectus Berücksichtigung) zu sich selbst und den anderen Erdbewohnern; Berücksichtigung der eigenen Person und der anderen Mitmenschen(„Die eigene(n) Rolle(n) im Universum erkennen…)
    Anmut: Bewusstsein für eine Harmonie (Einklang) mit sich selbst und der Umwelt(…diese Anwenden…)
    Eleganz: Erkenntnis des Wesentlichen, Konzentration auf das Wesentliche (…und optimieren.)
    Stil ist der übergeordnete Begriff dieser 3 Grundwerte. Der Begriff ist selbstreferenziell, etwa so wie das Nash-Gleichgewicht. Das liegt in der Natur der Sache. Das Ziel der Evolution, ist das Vorantreiben ihrer selbst, also die Evolution selbst. Mehr ist nicht erkennbar…

    Alle Tiere und Pflanzen tragen diese Grundwerte in sich. Pflanzen kooperieren untereinander und mit Tieren, Tiere kooperieren mit anderen Tieren und den Menschen und sie passen sich ihrer Umgebung an. Pflanzen „optimeren“ ihren Wachstumsprozess usw.

    Menschen, die diese Grundwerte vertreten, sind sehr umgänglich, oder einfach…schön. So einen Menschen gibt es allerdings nicht, es ist ein Ideal. Wenn es diesen Menschen gäbe, wüsste er es, denn jeder kennt sich selbst am besten. Doch würde ein Mensch mit solch edlen Gemüt zu denken wagen ein solcher zu sein? Eher nicht, es wäre ein Widerspruch zu seiner Person. Wir beschränken uns daher auf „quasi-stilvolle“ Spieler und nennen sie einfachheitshalber auch stilvoll oder rational. Ein solcher Mensch wirkt sehr anziehend, auch auf das andere Geschlecht; er ist also sehr weiblich bzw. sehr männlich.

    Zu unserem Stil gehört unser Kleidungsstil, wobei wir als rationaler Spieler einen zumindest näherungsweise optimalen Kleidungsstil bevorzugen. Was genau ein „optimaler“ oder ideeller Kleidungsstil ist, können wir ja nicht genau sagen. Einige Überlegungen können wir aber anstellen. Guter Kleidungsstil bezieht sich nicht auf einen konkreten Look. Er wird aber zunächst einmal die eigenen Wertvorstellungen widerspiegeln. Anmut und Demut sagen aus, dass sich Stil auf die eigene Person bezieht.

    Nehmen wir an, wir ändern unseren Kleidungsstil und passen ihn an unserer Person an (unter Berücksichtigung unserer Um-Welt.) Dann ist man ab diesen Moment nicht mehr die alte Person, sondern eine neue, und dem rationalen oder ideellen Menschen ein Stück näher. Warum ändern wir uns? Weil eine Änderung des (Kleidungs-)stil ein Wollen voraussetzt, es kommt aus dem Inneren, dem Herzen. Und wir nähern uns unserem Ideal, weil wir nicht ihn, sondern uns selbst kopieren (selbstreferenziell…), u.a. dadurch indem wir unser äußeres mit unserem inneren Bild im Einklang bringen. (→ goldener Schnitt)

    Hier setze ich erst mal einen Punkt. Ich gebe zu, große Erkenntnisse haben wir jetzt nicht gewonnen. Wenn jemand vertieftes Interesse hat, kann ich gerne noch weitere gedankliche Ergüsse von mir lassen. Spannende Fragen sind zum Beispiel: Wie kann ich diese Prinzipien zur Stilfindung benützen? Wie hängt mein Kleidungsstil von meiner Umwelt ab? Screening: Wie kann diese Erkenntnisse nutzen, wenn ich gerade auf Partnersuche bin? Oder anders formuliert: Was sieht Don Juan de Marco, was ich nicht sehe? Spannende Fragen – spannende Antworten. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick nicht immer intuitiv greifbar…aber spürbar.

      1. Es ist keine ganz andere Richtung, nicht in meiner Welt. Normen repräsentieren bestimmte Grundwerte. Der graue Anzug ist eine Norm; er soll solche Werte repräsentieren. Nur tut er es nicht (mehr); auch werden bestimmte Werte auf Kosten anderer überbetont. Der klassische Sakko ist, zumindest von der schnitt- und verarbeitungstechnischen Seite betrachtet, aus dem Gehrock entstanden. Der Gehrocks hat den einfachen Zweck, die Adonisgestalt des Mannes hervorzuheben (sich selber (be-)achten, die Rolle als Mann hervorheben). Außerdem wurde beim Gehrock, im Gegensatz zum Justaucorps, auf Schnörkel verzichtet (Konzentration auf das Wesentliche). Die Knielänge des Gehrocks verleitet einen Mann, gemächlicher zu gehen; er wirkt und wird dadurch standfest, also charakterfest; der Mann bleibt sich selbst treu (Selbstreferenz), ist daher ehrlich zu sich selbst, und dadurch zu den anderen. Der Mann hat mehr Zeit auf seine Umwelt zu achten, kann ihr mehr Aufmerksam schenken.

        Ein moderner Anzug erfüllt diese Kriterien oft nicht mehr; ein Anzug von der Stange ist z.B. nicht auf die Person zugeschnitten. Das Einheitsgrau unterdrückt zu stark den persönlichen Aspekt zum „Wohle“ der Allgemeinheit; die Farbe ist so lebendig wie ein toter Stein. Blau- und Naturtöne entsprechen mehr unserem Naturell. Ein geschlossener Hemdkragen erlaubt keinen Blick in das Herz. Es ist deswegen kein Wunder, dass viele den Sakko privat verschmähen. Ein sorgsam ausgewählter Jeans-Outfit kann genannte Eigenschaften teilweise besser zur Geltung bringen.

        Fazit: Wir sagen mehr oder weniger das gleiche: Ein grauer Anzug von der Stange ist hässlich. Wollen wir das Kind beim Namen nennen. Ich behaupte zusätzlich, die Grundidee vom Sakko/Anzug ist eigentlich sehr schön. Und viele von uns würden in auch mögen, wenn er auf die eigene Person zugeschnitten wäre (und so unseren Grundbedürfnissen entgegen kommen würde); ob grau oder bunt, wir alle folgen im Prinzip den gleichen „universellen Grundwerten“, nur wählen manche den „falschen“ und manche den „richtigen“ Weg, um diese zu leben. Für mich ist der graue Anzug der falsche Weg.

        Ehrlich gesagt, ich weiß selber nicht, was und ob ich was verstehe; wir müssen auch nichts verstehen. Wir brauchen nur Freude am Experimentieren und Phantasie. Wenn Frauen reihenweise erstarren, wenn sie mich sehen, weiß ich: ‚Ich habe meinen Stil gefunden.‘ Das ist eine sehr optimistische Sichtweise – aber es funktioniert. Nicht immer, aber immer wieder. Zu diesen Zeitpunkt hat dann bereits eine Änderung in mir stattgefunden (da einer Änderung des Kleidungsstil eine Änderung der inneren Haltung vorangeht), und ich werde mir meiner selbst bewusster sein, oder genauer: Ich nehme die Wechselwirkung zwischen mir und meiner Umwelt bewusster wahr. Ich werde die Frauen anders anschauen und betrachten (betrachten – beachten – achten), und sie sehen oder spüren es. Und sie sehen mich mit anderen Augen. Die gegenseitige Anziehung steigt (→ starke Kooperationsbereitschaft)
        Am stärksten fühlen wir zu den Frauen hingezogen, die unser weibliches Spiegelbild sind, und umgekehrt (Actio gleich Reactio). Bei einen stilvollen Mann sind das die stilvollen Frauen; nach unserer Experimentierphase erkennen wir diese. Das sind dann die Frauen, mit denen wir (näherungsweise) fehlerfrei kommunizieren können.

        Was genau Stil ist, können wir vielleicht nicht genau klären; wir können aber herausfinden, welcher Stil für uns selber praktisch ist. Für die Suche ist es sinnvoll, Kleiderregeln und Verhaltensregeln, die uns Eltern und Gesellschaft eingetrichtert haben und die wir nicht gründlich hinterfragt haben, über Bord zu werfen. Folgende Stilmittel leisten (mir persönlich) gute Dienste:

        Harmonie: Farben. Wir kombinieren verwandte Farben miteinander z.B. braun und ocker, blau und hellblau oder weiß, braun und rot. Rotes Oberteil ist besser als rote Hose; roter Pullover ist besser als rotes Hemd, zumindest in Deutschland. Rot ist die Liebe, Liebe trage ich im Herzen → Oberteil. Ein Pullover ist flauschiger, wärmer als ein Hemd → Die Farbe Rot wird weniger aggressiv empfunden. Meine Beine geben mir Halt, ein Baumstamm gibt einen guten Halt, er ist braun → tendenziell bevorzugen wir braun bzw. dunklere Töne für die Hose.
        Gegensätze bringen wir im Einklang z.B.
        a) Männliche und weibliche Attribute: Kajalstrich mit Halsband geht sehr gut, Kajal mit Halstuch ist etwas unausgeglichen. Kajalstrich ist ein weibliches Attribut, intensiviert aber den Blick, macht in mystischer (gefährlicher). Halsband ist ein tierisches, männliches Attribut, liegt aber um eine verletzlichen Stelle. Wir ahmen hier den goldenen Schnitt nach: die Accessoires verhalten sich zueinander wie das einzelne Accessoire zur Körperstelle (etwas Phantasie vonnöten…). Kajal passt eher zu südländischen Typen, Halsband zu einer behaarten oder muskulösen Brust.
        b) Stadt- und Landhausmode: Eine elegante Wollhose im Naturton mit einer (schönen) rustikalen Strickjacke leistet gute Dienste. Diese Kleidungsstücke haben Gemeinsamkeiten wie Material, Naturfarbe. Die gleiche Jacke mit einer Blue Jeans ist gewöhnungsbedürftig.
        Fazit: Wir zeigen zwei Seiten von uns, die harte und die weiche, und zeigen, dass sie im Einklang stehen, dass sie kooperieren, dass die eine Seite die andere nicht unterdrückt.
        Respekt: Wir betonen, das Schöne an uns, nicht das, was wir nicht haben. Dadurch sind wir uns
        unserer bewusst, berücksichtigen unsere Körpermerkmale. Habe ich schöne Haare, richte ich darauf den Blick (guter Friseur vonnöten), habe ich einen schönen Po, muss ich ihn nicht verstecken etc. In Deutschland finden sehr farbenfrohe Kleider weniger Resonanz. In südliche Länder gehen auch buntere Farben. Allerdings scheint in Italien die Sonnen heller, das Leben ist farbiger. Wir sind hier mit bunten Farben mehr im Einklang mit der Um-Welt, der Natur. Das können wir auch berücksichtigen.
        Eleganz: Meine Kleidung ist das Bild von MIR. Mehr als zwei Farben lenken von mir ab, Logos ebenfalls. Mehr Farben gehen auch, nur müsse diese Farbtöne tendenziell in engerer Verwandtschaft zueinander stehen. Die Kleidung ist dazu da, die Aufmerksamkeit auf meine Person zu richten, also in Richtung Kopf, innere Haltung. Einfache/klassische Grundschnitte sind daher empfehlenswert. Klassisch heißt: Sie betonen die männliche Silhouette ohne sie zu überbetonen. 80 Jahre Sakkos tun dies zum Beispiel nicht. Feste, breite Krägen haben einen standfesten Charakter. Schmuck: Eine Kette und ein Ring ist ausreichend; mehr Schmuck wird von Frauen oft als ein Zuviel angesehen. Frauen interpretieren Schmuck.

        Wenn wir unseren Kleidungsstil wie beschrieben gestalten, und daher sehr offen kommunizieren, können wir eine fremde Frau auf der Straße, in einer Bar oder auf einer Veranstaltung gleich bei der ersten Begegnung innerhalb von Sekunden umarmen und küssen. Wir müssen davor nicht mal ein Wort austauschen. Wichtig: Wir fassen sie bei der allerallerersten Berührung nur mit den Fingerspitzen an (und zeigen dadurch Fingerspitzengefühl und geben ihr den nötigen Freiraum); wir riskieren so auch keine Anzeige. Eine herzliche, offene Körpersprache mit Demutsgesten (direkter Blickkontakt, offene Hand beim Händegeben, zur Seite geneigter Kopf) gepaart mit Zielstrebigkeit erhöht die Erfolgschance. Lächeln ist nie falsch, ein kleiner Bewegungsradius ist vorteilhaft, zumindest in Deutschland. Wir können auch ganz „unbemerkt“ an ihr riechen ; ihre Empfängnisbereitschaft steigt nochmal. Die Frau unseres Herzens wird oft keine Abwehrreaktion zeigen; unabhängig ob sie diese zeigt oder nicht, unsere Attraktivität steigt. Der ganze Balzprozess ist sehr natürlich und flüssig, so ähnlich verhalten wir uns als Kleinkinder, und dauert nur Sekunden. Wie man nach dem Kuss dann weiter macht – weiß ich leider nicht; ich bin auch etwas nerdig… Das ist kein großes Problem: wenn die Dame zu dem Mann passt, sorgt die Natur für den Rest.

        Das wäre ein schönes Thema für Mechanismus-Design-Theorie in der Praxis 🙂

  3. Hallo zusammen,

    man könnte auch das Argument vorbringen, dass man es „gar nicht nötig hat“ sich ständig als kreativ zu präsentieren. Eben weil dies ja wiederum einen Druck erzeugt, besonders kreativ sein zu müssen – auch bei so lapidaren Dingen wie der Wahl der Kleidung. Wer sich also unauffällig kleidet – oder jeden Tag das gleiche trägt – der nimmt sich so auf gewisse Art einen Freiraum, darüber nicht nachdenken zu müssen, wie er auf andere wirkt oder welche Kleidung er heute anzieht. Hierzu gibt es sogar ein Beispiel aus Amerika, wo eine Angestellte den morgendlichen Stress der Kleidungswahl so nervig und kräfteraubend fand (sie kam dadurch manchmel abgehetzt z uMeetings und fühlte sich nicht wohl damit), dass sie beschloß, jeden Tag das gleiche Qutfit zu tragen. Dies befreite sie von der Qual der Wahl und machte sie „freier“. Könnte man die Anzugträger nicht also als „frei“ bezeichnen, weil sie sich keine Gedanken über Äußerlichkeiten machen müssen, sondern sich aufs Wesentliche konzentrieren können?
    Meine persönliche Meinung ist im Übrigen, dass ich gerne je nach Anlass und Stimmung und Zewck bestimmte Sachen anziehe oder eben nicht.

    Beste Grüße
    Jessica

    1. Volle Zustimmung. Ein Anzug ist ja „jeden Tag das gleiche Outfit“, also eine Art Uniform (= Pooling-Gleichgewicht); wie eine Schuluniform macht das auch zu gewissem Grad frei.

      Ich bin auch bei dem anderen Argument dabei: Zwanghaft anders aussehen zu müssen, kann schnell so wirken, als habe man es nötig. Daher geht das eigentlich nur dann gut, wenn man jemand wie Steve Jobs ist. Das ergibt aber auch Sinn, denn ein Signal muss mit Kosten verbunden sein, um Information übermitteln zu können. Daher muss es für den Normalo „teuer“ sein, auffällig gekleidet zu sein.

      1. hier ist noch einer: ich. Ich trage sogar in der Freizeit Krawatte und Sakko und das schon seit Schultagen, ohne dazu gezwungen zu sein von irgendwem. Uns als Selbständiger heute kann ich diesbezüglich ohnehin schon längst machen was ich will, also (zumeist) Anzug tragen.

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